Ein Roman über die Lebenswirklichkeit von Jugendlichen im Frankreich von heute mit einem Funken Hoffnung!

von Martina Uschold

« Nejma habite avec sa mère dans un appartement en banlieue. À l’école, personne ne l’aime. Elle est grosse, moche, nulle, méchante et mal habillée. » Schon mit dem Klappentext des Buches wird den Leserinnen und Lesern klar, dass es hier exemplarisch um die Realität Jugendlicher in Frankreich heute geht, die in einem Banlieue leben, in denen Begriffe wie eine gute Zukunft, Chancengleichheit und Glück kaum an der Tagesordnung sind.

La réalité en banlieue

Nejma, ein junges Mädchen, lebt in einem französischen Banlieue als Einzelgängerin. Ihre Mutter ist alleinerziehend und Nejma ist daher häufig sich selbst überlassen. Sie ist außerdem dick, schlecht gekleidet, unbeliebt in der Schule und hat zunächst nur einen Freund, Freddy, mit dem sie in die selbe Klasse geht. Als ein neuer Wachmann, Isidore, im Supermarkt, in dem sie oft ihre Stunden verbringt, eingestellt wird, freundet sie sich langsam mit ihm an. Obwohl Catchen immer beliebter in dem Vorort wird, lehnt Nejma dies ab. Durch einen unglücklichen Zufall wird sie dann sogar verdächtigt und für schuldig gehalten, einen Mitschüler so schwer verletzt zu haben, dass dieser ins Koma fällt. Obwohl die wahren Schuldigen langsam entlarvt werden, ist die Situation für Nejma sehr belastend. Doch final wendet sich alles zum Guten und Nejma findet sogar dank Isidore einen Ausweg aus ihrer schwierigen Lage und bekommt so Chancen auf eine gute Zukunft. 

L’exclusion, la solitude, l’intolérance …

Die Protagonistin des Buches Nejma ist ein Paradebeispiel für jeden Jugendlichen, der in einem französischen Banlieue lebt. Sie lebt ein Leben voller Probleme. Keine intakte Familie, Einsamkeit, kein Erfolg in der Schule, Ablehnung von allen Seiten prägen ihren Alltag und sie hat ihren Weg gefunden, damit umzugehen, indem sie als Einzelgängerin durch das Leben geht. Nur ihr bester Freund Freddy, der im selben Haus lebt, schenkt ihr Freundschaft, was sie bedingt zulässt. Auch als sich eine neue Freundschaft mit Isidore anbahnt, lässt sie dies zunächst kaum zu. In der Schule will niemand mit ihr zu tun haben und das Urteil über sie ist vorbestimmt, als ein Mitschüler beim Catchen schwer verletzt wird und sie am Ort des Geschehens war. Somit hat sie kaum Chancen durch die Schule den Ausweg aus ihrer jetzigen Situation zu finden. Ihr Schicksal scheint besiegelt zu sein, wie das vieler Jugendlicher in den französischen Banlieues.

… et un peu d’espoir

« Il y a aussi Isidore qu’elle rencontre au supermarché et qui lui dit un jour ces mots magiques: ‚Tu n’es pas grosse. Tu es puissante‘. Qu’est-ce qu’il veut dire par là ? » Das Blatt wendet sich somit allerdings, als Isidore, der neue Wachmann im Supermarkt einen Zugang zu ihr findet. Sie bedankt sich zum ersten Mal und durch seine Motivation und Hilfe gewinnt Nejma Selbstbewusstsein und lernt es, stolz auf sich zu sein. Sie legt ihre Verhaltensweisen ab und jetzt scheint es, als ob auch sie in eine positive Zukunft sehen könnte. Aber nicht nur die Freundschaft zu Isidore ist entscheidend für diese Wendung, sondern auch die besondere Beziehung zu Freddy, der sie unterstützt, und die Liebe ihrer Mutter, die nie den Glauben an ihre Tochter verloren hat. Durch all diese Komponenten hat Nejma final die Möglichkeit den traurigen Perspektiven der Banlieue zu entkommen: Freundschaft, Familie und Selbstvertrauen als Funken Hoffnung in der Lebenswirklichkeit in den Banlieues.

Une lecture orientée vers les élèves

Der Jugendroman ist gut geeignet für Lerner auf A2- Niveau. Mittels eines Cahier de lecture wird der Zugang zu der Lektüre sowohl sprachlich als auch inhaltlich aufbereitet, indem mit einem digitalen Vokabeltrainer und Onlineübungen gearbeitet wird. Durch eine abwechslungsreiche Methodenwahl und unter Berücksichtigung der Kompetenzenorientierung kann das Buch in zehn Unterrichtsstunden im Unterricht motivierend und ideenreich behandelt werden. Mit Aktiviäten vor, während und nach der Lektüre ist eine stringente Auseinandersetzung mit der Lektüre möglich. Als kreatives Abschlussprojekt kann ein Vlog aus der Sicht der beiden Hauptfiguren Nejma oder Freddy erstellt werden, so dass die Leserinnen und Leser in die Rolle der Hauptfiguren schlüpfen können, somit auch direkt in den Kontakt mit der Lebenswirklichkeit der Figuren kommen und sich mit ihr auseinandersetzen können.

Martina Uschold hat Deutsch, Französisch und Deutsch als Fremdsprache in Regensburg studiert und arbeitet seit 2013 am Maria-Ward-Gymnasium in Nürnberg.
Außerdem ist sie seit 2012 als Autorin mit den Schwerpunkten Lektürearbeit und Sprechen für Ernst Klett Sprachen tätig.

Marie Desplechin
Babyfaces
ISBN 978-3-12-599837-7