von Tina Lamprecht-Lieb

Das Jugendbuch „Wenn man so will, waren es die Aliens“ von Andreas Thamm ist etwas Besonderes, weil es vordergründig die Geschichte eines normalen Jugendlichen erzählt, der durch das Verschwinden seines Vaters Verantwortung übernimmt. Dies geschieht aus der Ich-Perspektive, was für Schülerinnen und Schülern einen greifbaren und nachvollziehbaren Einblick in seine Gedanken ermöglicht und ihn so sympathisch macht. Der Protagonist schildert immer authentisch ein Leben mit den Depressionen des Vaters, ohne auf medizinische Details einzugehen, aber mit einer humorvollen Erkenntnis, die er aus der gegenwärtigen Situation erlangt.

Gleichzeitig arbeitet Josh die Kindheit mit dem depressiven Vater auf, der von der Mutter für einen anderen verlassen worden ist. Auch das Zerwürfnis mit dem Bruder kann am Ende aufgelöst werden. Jeder erkennt für sich, dass der Vater eine besondere Unterstützung braucht, als er gerade noch gefunden wird und Schlimmeres verhindert wird. Dass Josh doch noch seinen Weg findet, geschieht aus der Tatsache heraus, dass er sich seiner Verantwortung dem Vater gegenüber stellt, weil er erkennt, dass dieser ihn braucht. Er wird selbst zum Erwachsenen.

Um Aliens im eigentlichen Sinne geht es in diesem Roman ganz und gar nicht. Das Alienmotiv zieht sich subtil durch den Roman, wenn es darum geht, wie es sich anfühlt, dass plötzlich der Vater aus vermeintlich unerklärbaren Gründen verschwindet. Es unterstreicht auch die Sicht auf das Leben mit dem depressiven, fremd gewordenen Vater. Somit hat das Motiv die Funktion als Auslöser zur Suche und auch zur Darstellung der Entfremdung des Vaters. Auch die Beziehung zu einem Mädchen ist für Josh erst etwas Fremdes, weil sie neu ist. Dann aber entwickelt sie sich in eine erste richtige Freundschaft.

Das Jugendbuch bietet für den Deutschunterricht unterschiedliche Anknüpfungspunkte. Inhaltlich wird hier ein ernstes Thema auf eine sanfte, für Schülerinnen und Schüler zugängliche Weise aufgegriffen. Gleichzeitig ergibt sich eine nachvollziehbare Entwicklung eines Jugendlichen zum jungen Erwachsenen. Mit der möglichen Analyse der Erzählperspektive oder der Zeitgestaltung bietet es einen Einstieg in die Erzähltextanalyse.

Tina Lamprecht-Lieb ist Lehrerin am Gymnasium und unterrichtet vor allem Deutsch in der Oberstufe und an der Fachoberschule. Sie ist Leseförderin, weil Lesen der Schlüssel zu allem ist. Literatur ist immer ein mögliches Abbild der Wirklichkeit, daher lernen wir beim Lesen für das Leben.  Somit ist Lesen die abwechslungsreichste Freizeitbeschäftigung der Welt!

 

Andreas Thamm
Wenn man so will, waren es die Aliens
192 Seiten
ISBN 978-3-12-666714-2