von sarah naglik

Ich kneife die Augen zusammen.
Tatsächlich glänzt das Meer im Abendlicht fast unnatürlich weiß.
Was ist das?
Enttäuschung und das schwarze Loch schmerzen in meinem Magen.
‚Das ist keine Gischt‘, ächze ich und fasse einen verzweifelten Entschluss.“

Dieses unnatürlich weiße Glänzen des Meeres wird durch so genannten Müllstrudel hervorgerufen – kurz Unmengen von Plastikmüll. Laut WWF gelangen 21.000 Kilo davon pro Minute in die Gewässer weltweit. Im Frühjahr 2022 fassten die UN-Mitgliedstaaten den Beschluss ein „Plastikabkommen“ zu verhandeln, im November war es dann endlich soweit: Die ersten Gespräche begannen, Ende 2024 sollen die Verhandlungen abgeschlossen sein. Ein ambitioniertes Ziel, wenn man bedenkt, dass bis dahin der Plastikmüll um weitere 15 Prozent steigen wird …

Wo nun also anfangen, um die Menschen wachzurütteln und sie zu kritisch(er)em Denken und Handeln anzuhalten? Natürlich in der Schule! Damit wird man dann auch gleich dem Bildungsauftrag gerecht und hat den Schülerinnen und Schüler mal wieder mit erhobenem Zeigefinger erklärt wie die Sache zu laufen hat.

Nun ist mit Deadwater. Das Logbuch ein Jugendromanerschienen, der genau diesen Ansprüchen gerecht zu werden scheint. Man verfrachtet 14 Schüler:innen auf ein Schulschiff und zwingt sie, auf sich selbst gestellt, im Umfeld von Umweltverschmutzung und Impfstoff-Politik zu terroristischen Taten. Die Schüler:innen werden begeistert sein…

Die Begeisterung wird sich jedoch tatsächlich einstellen, denn Deadwater. Das Logbuch kommt als ein eben solches daher: Kein klassischer Text, sondern kurze Logbucheinträge der 14 Jugendlichen, die vielfältige Identifikationsangebote bieten: vom 14jährigen Punker Max über die Fashion Victim-Zwillinge Finja und Freya bis hin zum Sunnyboy Chris. Ergänzt werden die Einträge durch witzige Zeichnungen und Kommentare, die auch Lesemuffel hinter dem Ofen hervorlocken werden.

Fazit: Deadwater. Das Logbuch ist ein rundum gelungener Jugendroman, der viele Anknüpfungspunkte z.B. an die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 bieten kann aber nicht muss: Probieren Sie es aus!

Sarah Naglik ist Lehrerin für die Fächer Deutsch und Englisch an einem Gymnasium in Hessen.