von Stephanie Nagler-Popp

So werben nicht nur Verlage für ihre Werke, sondern auch viele Deutschlehrkräfte vertreten diese Position. Aber was ist die „richtige“ Lektüre für eine Lerngruppe von durchschnittlich 25 jungen Menschen, deren die Heterogenität unserer Gesellschaft widerspiegelt?

Auf dem Büchermarkt findet sich eine große Anzahl ansprechender Werke. Sie haben das Potential, die Mehrheit einer solchen Lerngruppe anzusprechen – aber alle? Muss eine Lektüre das überhaupt? Ist das ein zu hoch gestecktes Ziel?

Vielleicht. Dennoch soll Leseförderung per Definition auch Motivation, Interesse und langfristige Freude am Lesen und an der Literatur vermitteln. Ein Weg dorthin kann eine gewisse Individualisierung bei der Lektüreauswahl sein. Das schließt keineswegs das gemeinsame Lesen einer – von der Lehrkraft bestimmten oder per Abstimmung im Klassenverband ausgewählten – Klassenlektüre aus. Aber dies sollte ergänzt werden durch die Möglichkeit, mit einem selbstgewählten Werk zu arbeiten, sich dieses selbstständig zu erschließen und produktiv damit auseinanderzusetzen.

Inwiefern die Lehrkraft hier reguliert, z. B. indem eine bestimmte Vorauswahl an Werken vorgegeben wird, liegt im eigenen Ermessen. Die Bearbeitung der Lektüre erfolgt dann in Form eines Portfolios, das auf einem allen zur Verfügung gestellten Aufgabenpool mit verpflichtenden und fakultativen Elementen basiert. Unter Berücksichtigung der Kompetenzen, die im Deutschunterricht vermittelt werden sollen, bieten sich als Aufgaben für belletristische Texte beispielsweise eine Inhaltsangabe, eine Personenkonstellation, eine Rezension und auch eine Analyse von Erzählperspektive und Zeitgestaltung an. Für die fakultativen Aufgaben ist eine produktive Auseinandersetzung mit dem gewählten Werk möglich – hier kann die Deutschlehrkraft die eigenen Interessen und ihre Freude an Literatur einbringen und so auch weitergeben.

Stephanie Nagler-Popp unterrichtet seit 2010 Deutsch, Geschichte und Sozialkunde am Gymnasium in Bayern