Jedes Jahr im November und damit passend zur Vorlesezeit, findet der Bundesweite Vorlesetag, eine Initiative der Stiftung Lesen, der Wochenzeitung DIE ZEIT und der Deutsche Bahn Stiftung statt. Ernst Klett Sprachen unterstützt diese Initiative wie jedes Jahr. Mehr unter diesem Link.

In diesem Artikel erfahren Sie wie Sie das Vorlesen in KiTa, Schule, Zuhause oder anderswo regelmäßig integrieren können.

Am 21. November legt der Bundesweite Vorlesetag 2025 unter dem diesjährigen Motto „Vorlesen spricht Deine Sprache“ den Fokus auf Mehrsprachigkeit im Bildungskontext. Damit wird dieses bedeutsame Thema einmel mehr in den öffentlichen Raum gebracht.

Doch wie kann mehrsprachiges Vorlesen gelingen und welche Chancen und Möglichkeiten gehen damit einher?

Mehrsprachiges Vorlesen in Familie, Kita, Schule und außerschulischem Bildungsbereich: Warum es wichtig ist und wie es gelingt 

Die Zahl der Kinder und Jugendlichen in deutschen Kitas und Schulen, die mehrsprachig aufwachsen und in deren Herkunftsfamilie nicht oder nicht überwiegend Deutsch gesprochen wird, ist hoch.

In einigen Kitas oder Schulen stammen über 90 % der Kinder und Jugendlichen aus unterschiedlichen Ländern, wobei die Verteilung je nach Einzugsgebiet stark schwankt. Ein Beispiel, das medial besonders präsent ist, ist die Gräfenauschule in Ludwigshafen. Welch eine Herausforderung für alle, die im Kontext von Lese- und damit einhergehend Sprachförderung mit solchen Gegebenheiten arbeiten müssen.

Mehrsprachigkeit ist in deutschen Bildungseinrichtungen somit längst Alltag. Doch wie können alle Beteiligten im schulischen und außerschulischen Kontext dieser Vielfalt gerecht werden, sie vielleicht sogar als Chance sehen?

Die Bedeutung der Muttersprache

Studien belegen, dass Kinder, denen in ihrer Muttersprache vorgelesen wird, nicht nur bessere Sprachkompetenzen entwickeln, sondern auch eine stärkere emotionale Bindung zu Büchern aufbauen. Der diesjährige Bundesweite Vorlesetag bietet eine ideale Gelegenheit, mehrsprachiges Vorlesen zu erproben – sei es durch zweisprachige Bücher, Eltern als Vorlesende oder durch digitale Geschichten. Bestenfalls gelingt es, langfristig mehrsprachige Aktivitäten in das pädagogische Portfolio zu integrieren.

Warum mehrsprachiges Vorlesen wichtig ist 

Mehrsprachigkeit ist in unserer globalisierten Welt eine wertvolle Ressource. Kinder, die mit mehreren Sprachen aufwachsen, entwickeln nicht nur bessere kognitive Fähigkeiten, sondern auch ein tieferes Verständnis für andere Kulturen. Vorlesen spielt dabei – gerade bei jüngeren Kindern – eine zentrale Rolle:

  • es fördert die Sprachentwicklung
  • stärkt die Bindung an die Herkunftsfamilie
  • fördert die sprachliche Vielfalt
  • und weckt die Freude an Geschichten im Allgemeinen und am Lesen im Besonderen

Doch wie kann Vorlesen in mehrsprachigen Kontexten – sei es in der Kita, der Schule, in Bibliotheken oder zu Hause – gelingen?

Praktische Tipps für das Vorlesen in mehreren Sprachen 

Will man in der Einrichtung den Vorlesetag nicht als einmaliges Ereignis stehen lassen, sondern ihn zum Anlass nehmen, sich grundsätzlich für mehr Vielfalt im Rahmen des Lesens zu öffnen, bieten sich Maßnahmen an, die regelmäßig oder punktuell in den Alltag integriert werden. Dies kann durch mehrsprachige Vorlesepaten, regelmäßige Vorlesetage, kleine Rituale im Alltag oder als Initialzündung durch ein Fest mit Aktionen rund um mehrsprachige Bücher gelingen. 

Alle Beteiligten informieren und einbeziehen

Um ein Bewusstsein sowohl bei Lehrenden aber auch bei Eltern zu schaffen, bieten sich Elternabende und Fortbildungen zum Thema „Mehrsprachigkeit“ an. Der eine oder andere Elternteil kann hier vielleicht bereits für das Vorlesen in seiner Herkunftssprache gewonnen werden.

Muttersprache wertschätzen 

Alle am Leseprozess Beteiligten sollten die Muttersprache des Kindes aktiv einbeziehen. Wenn ein Kind zu Hause Türkisch, Arabisch oder Farsi spricht, können Bücher in dieser Sprache vorgelesen werden. Wichtig ist, dass das Kind die Sprache auch in der Kita oder Schule als etwas Positives erlebt.

Zweisprachige Bücher als Brücke zur Muttersprache

Es gibt viele Bücher, die zweisprachig gestaltet sind, mit Texten auf Deutsch und einer anderen Sprache. Gerade Bilderbücher eignen sich dafür besonders, denn sie unterstützen durch die vorhandenen Bilder nonverbal das Textverständnis. Und Bilderbücher gehen inzwischen von den Inhalten weit über das Kita-Alter hinaus und sprechen sowohl von Thematik als auch Gestaltung in der Grundschule noch an.

Die Auswahl an mehrsprachigen Büchern ist inzwischen groß

Wer sich auf die Suche nach geeigneter Lektüre begibt, wird auf ein inzwischen recht großes Angebot an Themen und Sprachen stoßen, das zudem ständig erweitert wird.

Die Stiftung Lesen hält hierzu einige Tipps bereit:

  • Praxisbeispiele
  • Materialien
  • Bastelideen
  • Informationen in zahlreichen Sprachen für Eltern

Zudem findet man geeignete Bücher für unterschiedliche Altersstufen:

  • Lesestart-1-2-3-Titel

Für Kinder im Alter von 1-3 Jahren, in 18 Sprachen

  • Lesestart-1-2-3-Pixie

in 6 Sprachen

  • Wimmelbücher

In 14 Sprachen für Kinder im Alter von 2-6 Jahren

  • Comics

In 14 Sprachen für Kinder im Alter von 6-9 Jahren

Rituale schaffen

Regelmäßige Vorlesezeiten, zum Beispiel jeden Morgen oder nach der Pause geben den Kindern Sicherheit. Wenn diese Rituale in verschiedenen Sprachen stattfinden, wird Mehrsprachigkeit zur Selbstverständlichkeit.

Eltern einbeziehen 

Eltern können als Vorlesende in die Kita oder Schule eingeladen werden. Wenn eine Mutter einer kleinen Gruppe auf Farsi vorliest oder ein Vater eine Geschichte auf Spanisch erzählt, erleben die Kinder Sprachen als lebendig und vielfältig.

Einfache Geschichten wählen 

Besonders für jüngere Kinder eignen sich Geschichten mit klaren Handlungen und sich wiederholenden Elementen. Diese lassen sich leicht in verschiedene Sprachen übertragen und fördern das Sprachverständnis.

Herausforderungen und Lösungen

Nur wenige Erzieherinnen und Erzieher oder Lehrkräfte sprechen mehrere Sprachen, und nicht alle Eltern fühlen sich sicher genug, um vor einer Gruppe zu lesen. Hier können folgende Ansätze helfen:

  • Kooperation mit Bibliotheken:Viele Stadtbibliotheken bieten mehrsprachige Bücher und Lesungen an, haben oft schon ein Netzwerk an Muttersprachlern verschiedener Herkunftssprachen aufgebaut.
  • Nutzung digitaler Medien:Hörbücher oder Vorlese-Apps in verschiedenen Sprachen können das Angebot ergänzen.
  • Fortbildungen:Schulen und Kitas können Fortbildungen zum Thema Mehrsprachigkeit anbieten, um das Personal, aber auch interessierte Eltern zu sensibilisieren und zu unterstützen. 

Mehrsprachigkeit als Chance

Mehrsprachiges Vorlesen ist ist eine Einladung, die Welt der Bücher, aber auch die reale Welt, durch verschiedene Sprachen und Kulturen zu entdecken. Wer Kindern diese Vielfalt zugänglich macht, stärkt nicht nur ihre Sprachkompetenz, sondern auch ihr Selbstbewusstsein und ihre Offenheit für andere Menschen. Ausprobieren kann man es am diesjährigen Bundesweiten Vorlesetag: Lesen Sie vor, in welcher Sprache auch immer, solange die Freude an Geschichten und damit einhergehend mit Sprache im Mittelpunkt stehen.

Wer nun selbst oder mit seiner Einrichtung mehrsprachig vorlesen und damit einen Beitrag zu Bildung und Chancengerechtigkeit leisten will, findet hier beispielhaft weitere Anregungen und geeignete Bücher:

Stiftung Lesen

Mehrsprachige Leseratgeber

Edition bi:libri 

Zwei- und mehrsprachige Kinderbücher

Mulingula

Mehrsprachige Bilderbücher mit zahlreichen Materialien

AMIRA

Interaktives Leseprogramm in neun Sprachen

Bild: Vater liest seiner Tochter vor.